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Eine Familie pflückt Seerosen aus dem Boeung-Tamok-See, um sie auf dem Markt in Phnom Penh, Kambodscha, zu verkaufen, 14. Januar 2025. © 2025 Heng Sinith/AP Photo

Wie misst man Fortschritt? Konkret: Welche Statistiken, welche Zahlen schaut man sich an, um zu sehen, ob sich ein Land verbessert oder verschlechtert?

Der weltweit bekannteste Wirtschaftsindikator ist sicherlich das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Diese Zahl ergibt sich aus der Berechnung des Gesamtmarktwerts aller in einem Land im Laufe der Zeit produzierten Waren und Dienstleistungen.

Viele Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen sprechen fast schon wie besessen vom BIP. Die Gründe dafür sind leicht nachvollziehbar. Ein Land und seine Wirtschaft sind ein unglaublich komplexes System, und die Menschen wollen die Dinge mit einer einzigen Zahl vereinfachen. Geht die Zahl nach oben, ist alles gut. Geht sie nach unten, ist alles schlecht.

Das ist jedoch alles viel zu vereinfacht.

Insbesondere sagt die Definition des BIP nichts darüber aus, wie die Waren und Dienstleistungen eines Landes produziert werden. Es wird auch nicht berücksichtigt, wie der „Gesamtmarktwert“ unter der Bevölkerung aufgeteilt und genutzt wird.

Aspekte wie das menschliche Wohlergehen und die ökologische Nachhaltigkeit werden in der BIP-Zahl nicht berücksichtigt. So könnte es ein Land geben, in dem nur wenige Menschen den gesamten Reichtum besitzen und alle anderen praktisch versklavt sind, umgeben von einem ökologischen Kollaps – aber die BIP-Zahl wäre immer noch schön hoch. Sie könnte sogar noch steigen.

Das ist doch kein Fortschritt.

Schon seit einiger Zeit ist klar, dass bessere Fortschrittsindikatoren benötigt werden, und viele Menschen bei den Vereinten Nationen und anderswo haben daran gearbeitet.

Erst gestern diskutierte der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf darüber, wie man über das BIP hinausgehen und Indikatoren entwickeln kann, um den Fortschritt unter Berücksichtigung der Menschenrechte zu messen. Human Rights Watch gab vor dem Gremium eine Erklärung ab.

Wir haben Schlüsselaspekte des menschlichen Wohlergehens hervorgehoben, die auf den grundlegenden Menschenrechten basieren und vom BIP ignoriert werden. Dazu gehören Bildung, Gesundheitsversorgung und eine saubere, nachhaltige Umwelt. Sie alle müssen gemessen werden, wenn der Fortschritt eines Landes oder das Fehlen eines solchen untersucht wird.

Außerdem sollte bei der Messung dieser auf Rechten basierenden Aspekte nicht einfach ein Durchschnittswert für die gesamte Bevölkerung eines Landes gebildet werden. Dadurch könnten kritische Ungleichgewichte zwischen Arm und Reich verschleiert werden.

Verbesserungen im Bildungs- oder Gesundheitswesen für eine kleine Minderheit können beispielsweise einen Indikator landesweit erhöhen. Wenn jedoch die meisten Menschen keine Verbesserungen feststellen können, macht es keinen Sinn, von Fortschritten des Landes insgesamt zu sprechen.

Wenn man hört, dass Expert*innen über Wirtschaftsindikatoren diskutieren, mag das wie eine technische, ja sogar akademische Debatte klingen. Aber die Zahlen, die unsere Regierungen zur Beschreibung des Fortschritts verwenden, haben einen großen Einfluss auf unsere Rechte und unser Leben.

Wir alle verdienen Indikatoren, die über das BIP hinausgehen.

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