Am Morgen des 10. Januar drangen Dutzende Kämpfer der Sudan Shield Forces – einer bewaffneten Gruppe, die an der Seite des sudanesischen Militärs (SAF) kämpft – in das Dorf Tayba im sudanesischen Bundesstaat Gezira ein. Mit schweren Maschinengewehren ausgerüstet fuhren sie in Toyota Land Cruisern vor.
Die Angreifer eröffneten wahllos das Feuer auf Männer und Jungen und setzten Gebäude in Brand. Ein 60-jähriger Mann berichtete Human Rights Watch, dass ihn bewaffnete Männer in grüner Tarnkleidung aus nächster Nähe angriffen: „Sie riefen: ‚Stopp!‘ und schossen mir dann mit einer Kalaschnikow in die Nierengegend.“
Am Nachmittag griffen sie das Dorf erneut an, als Anwohner die Opfer gerade beerdigten. Sie gingen von Haus zu Haus, um nach Männern und Jungen zu suchen, töteten, plünderten und setzten Häuser in Brand, wie Augenzeugen berichteten.
Am Abend des 10. Januar lagen die Leichen von Männern und Jungen verstreut überall im Dorf: Bei dem Angriff wurden mindestens 26 Menschen getötet, darunter ein Kind.
Wie ein neuer Bericht zeigt, stellen diese Handlungen Kriegsverbrechen dar und kommen möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich.
Die Angriffe der Sudan Shield Forces unter der Führung von Abu Aqla Keikel waren Teil einer tödlichen Angriffswelle von mit dem Militär verbündeten Gruppen und Milizen gegen Gemeinden in Gezira und anderen Gebieten, die die Armee kürzlich von den Rapid Support Forces (RSF) zurückerobert hatte.
Das Militär und die RSF kämpfen seit 2023 neben ihren Verbündeten um die Macht im Sudan. Das Leid, das die unerbittlichen Kämpfe verursacht haben, ist kaum zu ermessen. Beide Seiten haben eine Vielzahl von Kriegsverbrechen begangen, die RSF hat im Rahmen einer ethnischen Säuberungskampagne Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass es für jeden rechtswidrigen Angriff eine Befehlskette gibt und dass es jemanden gibt, der zur Rechenschaft gezogen werden kann und sollte.
Das sudanesische Militär hat den Angriff auf Gezira zwar verurteilt, die Übergriffe aber als „individuelle Verfehlungen“ abgetan. Anstatt die Vorfälle herunterzuspielen, sollte das Militär diese Angriffe untersuchen, die Ergebnisse veröffentlichen und alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Außerdem sollte es Keikel suspendieren.
Darüber hinaus sollten die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und andere regionale Organisationen die Entsendung einer Mission zum Schutz der Zivilbevölkerung im Sudan unterstützen. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA, die EU und Großbritannien, sollten gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen verhängen.
Internationaler und regionaler Druck ist der Schlüssel, um das Leid zu beenden und die Zahl der im Sudan begangenen Kriegsverbrechen nicht noch weiter ansteigen zu lassen.